Die Rüstungsindustrie wurde für eine lange Zeit wie ein vernachlässigtes Kind behandelt. Das galt im Hinblick auf die Politik und der sogenannten Friedensdividende und darüber hinaus im Hinblick auf die Bevölkerung und deren Wunsch nach Frieden. Die Zeiten ändern sich jedoch und die Änderungen geschehen schneller und stärker, als wir dies noch vor einigen Jahren hätten vermuten können.
Diese Veränderungen bringen eine neue Bedeutung für die Rüstungsindustrie mit sich, die nun damit beauftragt ist, all die Jahre der Vernachlässigung aufzuarbeiten. Das heißt, es muss schneller, mehr, besser und zu günstigeren Kosten produziert werden. Das aber heißt auch, dass Produktionsmitarbeiter in diesem Industriezweig nun mehr denn je gefragt sind.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist die Rüstungsindustrie in Deutschland insgesamt und was hat es mit der Friedensdividende auf sich?
- Wohin entwickelt sich die Rüstungsindustrie?
- Welche Richtlinien und Vorschriften gibt es?
- Wie zeigt sich der Arbeitskräftemangel in der Rüstungsindustrie?
- Wie gestaltet sich der Einsatz von Produktionsmitarbeitern in der Rüstungsindustrie?
- Welchen besonderen Anforderungen stehen die Produktionsmitarbeiter in der Rüstungsindustrie gegenüber?
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Was ist die Rüstungsindustrie in Deutschland insgesamt und was hat es mit der Friedensdividende auf sich?
Die deutsche Rüstungsindustrie ist ein wichtiger Wirtschaftszweig, der mehrere Aufgaben erfüllt. Das ist zum ersten die Bereitstellung aller Materialien, Waffen, Munition und mehr, die für die Landes- und Bündnisverteidigung gebraucht werden. Zweitens ist sie damit beauftragt, international führende Produkte in diesen Bereichen herzustellen. Es geht nicht darum, unseren Soldaten Waffen zu geben, sondern unseren Soldaten die besten Waffen zur Verfügung zu stellen. Damit werden diese in die Lage versetzt, sich mit so wenig Verlusten wie möglich in Konflikten gegenüber einem Gegner durchzusetzen.
Drittens dient die Rüstungsindustrie der Versorgung verbündeter Staaten. Das wiederum hilft Deutschland zu verteidigen, denn zusammen sind wir stark. Es hilft darüber auch diesen Verbündeten, sich mit so wenig Verlusten im Konfliktfall gegenüber einem gemeinsamen Feind durchzusetzen. Das dient auch im Nebenzweck dazu, Vertrauen in deutsche Waffen und deutsche Streitkräfte zu schaffen, so dass der gemeinsame Kampf auch in widrigen Zeiten fortgesetzt wird.
Schlussendlich dient die deutsche Rüstungsindustrie einem politischen Zweck. Damit lassen sich Freunde finden, Freunde belohnen und die Entwicklung des Friedens fördern, indem befreundete Länder verteidigungsbereit gemacht werden. Das erlaubt es der deutschen Regierung, nach dem Prinzip der Belohnung Freunden zu helfen und Gegnern das Leben zu erschweren.
Welchen Stellenwert nimmt die deutsche Rüstungsindustrie ein?
Die deutsche Rüstungsindustrie ist führend in der Welt. Wenn die Frage aufkommt, wer stellt den besten Panzer her, wird auf jeden Fall der deutsche Leopard benannt. Das gleiche lässt sich für viele andere Waffensysteme wiederholen. Es sind die deutschen Waffen, die auch in Computergames und in Filmen in den Händen der Sieger zu finden sind. Damit profitiert die deutsche Rüstungsindustrie von einem gehörigen Vorsprung, wenn es um den Ruf geht. Sie bringt Vertrauen, sodass zum Beispiel der bereits benannte Leopard Panzer von Singapur bis Kanada in den Reihen der Armeen zu finden ist.
Bekannte Namen unter den deutschen Unternehmen sind Rheinmetall, Krauss-Maffei Wegmann und Thyssenkrupp Marine Systems. Von Fliegerabwehrraketen über U-Boote bis hin zu Panzern und Maschinengewehren reicht die Auswahl an Produkten. Die Industrie ist dabei sehr auf den Export ausgerichtet, da sich nur darüber die Stückzahlen erreichen lassen, die für ein Economies of Scale benötigt werden.
Wie steht es heute um die Friedensdividende?
Das gilt umso mehr, wenn die Friedensdividende ins Spiel kommt. Um dies zu verdeutlichen, am Ende des Kalten Krieges betrug die Einsatzstärke der Streitkräfte der BRD 458.700 Soldaten. Das ist fast eine halbe Million. Sie gliederten sich in 12 Divisionen mit insgesamt 6 Panzer- und 5 Panzergrenadierdivisionen sowie 1 Luftlandedivision als Großverbände. Dazu kamen 170.000 Soldaten in der DDR mit insgesamt 6 Großverbänden, 2 Panzer- und 4 motorisierte Schützendivisionen.
Heute im Jahr 2025, sind dies für das vereinigte Deutschland gerade noch 181.600 Soldaten. Diese gliedern sich in gerade noch 2 Großverbänden in Divisionsstärke, wobei ein weiterer Großverband gerade wieder im Entstehen begriffen ist. Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.
Die Gründe für diese Entwicklung sind einfach. Im Kalten Krieg ging es um das Überleben als Staat. Mit dem Wegfall der Bedrohung sank auch die Bedeutung der Streitkräfte. Das Resultat war, dass sich der Bedarf der Landesverteidigung deutlich verringerte und der Bedarf für Auslandseinsätze nur spezialisiert vorhanden war.
Anstatt neu zu investieren, wurde dieser Bedarf nun in beiden Fällen so weit möglich aus den Altbeständen gedeckt. Viele der Soldaten wurde in ihrer Dienstzeit nicht verlängert und die Truppenstärke sank zusammen. Damit verringerten sich auch die Kosten, sodass die Haushalte Geld für andere Zwecke zur Verfügung erhielten. Bis sich die Zeiten wieder änderten.

Wohin entwickelt sich die Rüstungsindustrie?
Die Rüstungsindustrie erlebt in Deutschland eine eindeutige Entwicklung aufwärts. Das ist auch kein Zufall. So steckt hinter der Idee der Friedensdividende auch der Fakt, dass die Bedrohung aus dem Kalten Krieg entfallen war. Neue Bedrohungen bzw. das Wiedererstarken alter Bedrohungen erfolgt nicht über Nacht. Die Industrie muss auf die Rüstung ausgerichtet werden. Soldaten müssen ausgebildet und Großverbände müssen aufgestellt und zur Zusammenarbeit trainiert werden. All das braucht Zeit und lässt sich kaum verbergen.
Die Idee, die dahintersteckt, ist also einfach. Solange die Gefahr gering war, konnte gespart werden. Sobald sich eine Bedrohung ablesen lässt, kann alles wieder auf mehr Rüstung und mehr Militär umgestellt werden. Genau das geschah dann auch mit dem Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine. Die neue Bedrohung zeigte sich damit sehr deutlich und nun reagiert die Politik, indem sie nach mehr und mehr Waffen und Material für die Truppe verlangt. Das heißt, dass nun auch die Rüstungsindustrie wieder hochgefahren wird.
Dieses Hochfahren der Rüstungsindustrie lässt sich nicht nur in den Bestellungen ablesen, sondern dass die bekannten Rüstungskonzerne auch andere Fabriken übernehmen und neue Produktionsstätten schaffen. Damit bekommen sie die Kapazitäten, um die geforderten Waffen- und Materialmengen zeitnah oder zumindest in akzeptablen Zeiträumen zu liefern.
In welche Bereiche fließen Investitionen in der Rüstungsindustrie?
Damit einhernd die Ersatzteile sowie bei Bgehen auch stärkere Investitionen in neue Waffen und Systeme. Das zeigt sich in den neuen Typen an Waffen, die nun beschafft werden. Als Beispiel lassen sich dafür der Leopard 2A8 und das Luftverteidigungssystem Skyranger, sowie der Caracal als neues mobiles Transportsystem der Fallschirmjäger anführen.
Für die Industrie bedeutet dies noch viel mehr. Hier gibt es ständig steigende Investitionen, mehr und mehr Aufträge, zunehmende Umsätze und ein sprunghafter Anstieg im Export. Die Nachfrage nach mehr Ausrüstung steigt nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt und vor allem auch in Europa stark an.
In anderen Worten, es ist eine Zeit der Rekordumsätze. Die Aufträge überschlagen sich und erreichen jeden Bereich der Rüstungsindustrie, von der Herstellung von Munition über Ausrüstung bis hin zu kompletten Systemen. Die Mitgliedsstaaten der NATO und EU haben alle durch die Bank ihr Budget für das Militär erhöht und verlangen nach Produkten mit hoher Qualität. Dank dem Vorsprung in ihrem Ruf, über den die gerade die deutsche Rüstungsindustrie verfügt, kommen die Aufträge oft auch zu deutschen Firmen.
Welche Rolle spielt die Rüstungsindustrie für den Arbeitsmarkt?
Damit wird die Rüstungsindustrie zu einem wahren Jobmotor. Während bereits viel erreicht wurde, stehen wir noch immer am Anfang. Viele Systeme laufen theoretisch bereits der Truppe zu, doch die Realität sieht anders aus. Diese Systeme sind Bestandteile von Vorhaben, die sich über die nächsten Jahre und Jahrzehnte erstrecken. Damit ist die Industrie für eine lange Zeit beschäftigt und muss auf Hochtouren arbeiten, um den Bedarf zu decken. Allein für den bereits angesprochenen Caracal sind mehr als 3.000 Einheiten geplant, die dem deutschen und niederländischen Militär über die nächsten 10 Jahre zulaufen sollen.
Mit dem Aufwärtstrend in der Rüstung sind eigene Herausforderungen verbunden. Das beginnt damit, dass die Truppe ihren Bedarf klar formulieren muss. Dieser Bedarf muss dann mit geeigneten Systemen gedeckt werden, die dann in ausreichender Zahl und mit ausreichenden Fähigkeiten geliefert werden. Das heißt, nicht nur müssen die Soldaten die Waffen in die Hand bekommen. Sie müssen auch lernen, diese direkt und im Verbund mit anderen Systemen effektiv zu nutzen. Darüber hinaus müssen die Systeme selbst ausreifen. Oftmals werden diese mit einem Fähigkeitsstandard unter den Anforderungen geliefert, um dann in zukünftigen Tranchen und Kampfwertsteigerungen die Fähigkeiten zu erhalten, die ursprünglich gefordert waren.
Dazu kommen Herausforderungen im Aufbau einer nachhaltigen Lieferkette. Diese muss nicht nur heute die Systeme und die Ersatzteile, sowie bei Bedarf Aufrüstsätze liefern. Sie muss auch über die nächsten Jahrzehnte eine ständige Einsatzbereitschaft der Ausrüstung sicherstellen.
Welche Richtlinien und Vorschriften gibt es?
Dazu kommen Richtlinien und Vorschriften für die Exporte und Fragen der Ethik. So gibt es bestimmte Systeme, wie zum Beispiel Clustermunition, die geächtet wurden. Sie haben sich jedoch in der Ukraine als erfolgreich erwiesen, sodass der Ruf nach einer neuen Produktion lauter wird. Auch gibt es andere Beschränkungen, wie zum Beispiel die Höchstreichweite von Marschflugkörpern, die exportiert werden können, die nach und nach in den Hintergrund geraten.
Mit ihrer Führungsposition in der Rüstung und hier vor allem der Entwicklung trägt die deutsche Rüstungsindustrie eine große Verantwortung. Sie muss mit einem guten Beispiel vorangehen, um Systeme zu liefern, die nicht nur ihre Arbeit getreu den Anforderungen verrichten, sondern dabei auch alle Einschränkungen für den Export und die Einsatzmöglichkeiten einhalten.

Wie zeigt sich der Arbeitskräftemangel in der Rüstungsindustrie?
Die stark gestiegene Nachfrage nach militärischer Hardware macht es nötig, die Produktionskapazitäten extrem zu steigern. Das bedingt jedoch auch, dass Produktionsmitarbeiter gefunden werden, um die verschiedenen Arbeiten auszuführen. Dabei reicht die Bandbreite an benötigten Mitarbeitern von Produktionshelfern bis hin zu Ingenieuren und Fachkräften für die Produktion und die Entwicklung insgesamt.
Mit der Lockerung der Schuldenbremse, dem erhöhten Verteidigungshaushalt und dem Sondervermögen der Bundeswehr werden mehr und mehr Aufträge an die Industrie vergeben. Dabei haben Studien ergeben, dass allein durch die Erhöhung der Verteidigungsaufgaben auf zwei Prozent des BIP ein Mehrbedarf an Fachkräften entsteht, der sich auf rund 160.000 Arbeitnehmer beläuft. Das ist jedoch nicht das ganze Bild. Mit den erhöhten Aufträgen aus dem Inland kommen auch mehr und mehr Aufträge aus anderen Staaten, sodass der Fehlbetrag an Arbeitskräften noch deutlich höher ausfällt.
Softwareingenieure, Ingenieure, Produktions- und Entwicklungsfachkräfte, Maschinenbauer und Betriebstechniker, sie alle werden mit Nachdruck gesucht, um den Ansturm an Aufträgen abzuarbeiten. Selbst das ist jedoch noch immer nicht das gesamte Ausmaß des Bedarfes. Mit einem Anstieg der Aufträge und deren Bearbeitung ist auch eine steigende Nachfrage in anderen Bereichen der Wirtschaft verbunden. Es werden mehr Rohstoffe, Maschinen und Halbfertigprodukte benötigt. Damit steigt durch die Bank der Bedarf an Arbeitskräften an.
Hier kommt eine weitere Regel der Wirtschaft ins Spiel. Diese besteht darin, dass das Angebot und die Nachfrage den Preis bestimmen. Mit einem steigenden Bedarf an Arbeitskräften, der sich nur schwer decken lässt, steigen auch die Gehälter. So können Mitarbeiter leicht 68.000 Euro jährlich verdienen. Für leitende Positionen sind die Gehälter oft sogar sechsstellig.
Wie gestaltet sich der Einsatz von Produktionsmitarbeitern in der Rüstungsindustrie?
Vor dem Boom in der Rüstung gab es dort 60.000 direkt beschäftigte Mitarbeiter. Dazu kamen die Gesamtzahlen der Beschäftigten sogar noch höher, wenn die Zulieferer mitgezählt wurden. Damit erreichte die Gesamtzahl 150.000. Dazu kamen jedoch weitere 270.000 Mitarbeiter, die indirekt mit der Rüstungsindustrie verbunden waren. Das sind für sich bereits großartige Zahlen, doch der Bedarf heute liegt weit darüber.
- Dabei stieg vor allem der Bedarf an Softwareingenieuren deutlich an. Viele Systeme haben heutzutage einen Bezug zu Computern. Dementsprechend müssen Programme geschrieben und angepasst werden.
- Dazu kommt ein steigender Bedarf an Mitarbeitern aus dem Bauwesen, aus der Forschung und Entwicklung, dem Projektmanagement und dem weiteren Bereich der Informationstechnologie.
- In der Produktion übernehmen die Mitarbeiter viele Aufgaben. Dazu gehören die Entwicklung und die Produktion der Waffen. Dazu kommt deren Wartung sowie die Wartung der Maschinen und Produktionssysteme in den Unternehmen. Darüber hinaus sind die Mitarbeiter auch mit dem Vertrieb der Systeme betraut.
Welche Aufgaben übernehmen die Produktionsmitarbeiter im Rahmen der Entwicklung?
Im Rahmen der Entwicklung müssen die Produktionsmitarbeiter daran mitwirken, die Anforderungen an die Systeme zu definieren. Dann müssen die Systeme selbst entworfen und in der Realität umgesetzt werden. Das beinhaltet mechanische und elektronische Anteile, aber auch chemische Komponenten.
So gibt es zum Beispiel allein für Artilleriegranaten ein Gehäuse, das der Belastung durch den Schuss und dem Auftreffen auf das Ziel widerstehen muss. Dazu kommt die Last, das heißt, der enthaltene Sprengstoff. Dieser muss in der Lage sein, das Gehäuse der Granate zu zerlegen und als Splitter zu verteilen und daneben auch eine ausreichende Druckwirkung zu erzielen. Dazu kommt ein Zünder, der sich einstellen lassen muss. Damit zündet er die Granate in der Luft, beim Auftreffen oder nach Durchschlagen der Deckung. Das heißt, der Zünder muss in der Lage sein, festzustellen, dass die Granate die für die Luftdetonation eingestellte Höhe über dem Boden aufweist. Alternativ muss er feststellen, dass die Granate auf das Ziel aufschlägt und nun die Explosion bewirken. In der dritten Einstellung muss er das Durchschlagen der Deckung erkennen, indem er feststellt, dass die Granate sich in einem Hohlraum nach dem Auftreffen auf das Ziel befindet. Allein daran lässt sich erkennen, wie komplex scheinbar einfache Systeme des Militärs geworden sind. Zugleich sollen diese komplexen Systeme auch immer wieder kostengünstig sein, was die Herausforderung noch steigern.
Welche Arbeitsbereiche umfasst die Produktion von Rüstungsgütern?
In der Produktion werden dann die einzelnen Komponenten gefertigt und zu kompletten Systemen verbunden. In dem Beispiel der Granate werden dann die Gehäuse gefertigt und die Sprengmittel hergestellt, die dann in das Gehäuse eingeführt werden. Dieses wird dann geschlossen und für die Aufnahme des Zünders vorbereitet. Der Zünder selbst wird jedoch nicht eingesetzt, sondern separat geliefert und im Einsatz von den Soldaten selbst vor Ort eingestellt und mit der Granate verbunden.
Natürlich gibt es auch im Bereich der Rüstung die altbekannte Qualitätssicherung. Diese muss sicherstellen, dass zum Beispiel die eingebaute Panzerung einem Treffer standhält bzw. dass die Granate wie gefordert explodiert und die vorgegebene Menge an Splitter mit der geforderten Bereichswirkung produziert.
Die Mitarbeiter sind auch für die Wartung und Reparatur der Systeme für die Fertigung zuständig. Daneben werden sie aber auch gebraucht, um die militärischen Systeme zu reparieren bzw. instand zu halten. Das kann im Werk oder aber vor Ort in der militärischen Einheit erfolgen. Es ist eine kaum bekannte Tatsache, dass oftmals auch die Mitarbeiter von Betrieben die Soldaten in den Einsatz begleiten. So hatte zum Beispiel das Schlachtschiff Prince of Wales bei ihrem Treffen mit dem deutschen Schlachtschiff Bismarck im Zweiten Weltkrieg neben ihrer militärischen Crew auch Werftmitarbeiter an Bord, um die Türme und Waffen einsatzbereit zu machen. Was damals noch die Ausnahme war, geschieht heute immer häufiger, denn die Systeme haben an Komplexität dermaßen zugenommen, dass die Soldaten vor Ort nicht mit allen Störungen allein fertigwerden können.
Arbeiten Produktionsmitarbeiter auch in Bereichen Marketing und Vertrieb mit?
Selbstverständlich sind die Produktionsmitarbeiter auch im Bereich des Vertriebes und Marketings zu finden. Das heißt, sie übernehmen es, die Waffen und Systeme zukünftigen Käufern vorzuführen. Sie stellen zum Beispiel die Crew eines Kampfpanzers im Rahmen einer Verkaufsvorführung. Sie sind auch damit betraut, das Marketingmaterial wie Broschüren, Bilder und Videos herzustellen. Dafür zeigen sie Animationen und die Systeme im direkten Einsatz im Rahmen von Demonstrationen und Übungen, teilweise sogar unter Nachstellung echter Bedingungen, die sich auf dem Schlachtfeld antreffen lassen.
Auch sind die Produktionsmitarbeiter damit beschäftigt, nicht nur neue Systeme zu entwickeln, sondern auch vorhandene Waffen und Ausrüstung ständig zu verbessern. Das bringt teils sehr interessante Betätigungsfelder mit sich. Ein Beispiel dafür ist das Ghost System. Heute sind Wärmebildsensoren auf dem Schlachtfeld immer wichtiger. Diese können Nebel, die Nacht und sogar die Vegetation durchdringen und eine Bedrohung erkennen. Mit dem Ghost System wurde jedoch der CV90120-T dazu in der Lage versetzt, seine eigene Wärmesignatur anzupassen, sodass er vor dem Hintergrund verschwindet. Das heißt, er wurde für thermische Sensoren unsichtbar. Arbeiten an solchen und ähnlichen Projekten sind nicht nur eine Herausforderung, sie bringen den Fortschritt auch hautnah zu den Mitarbeitern. Damit sind Aufgaben innerhalb dieser Projekte besonders motivierend.
Darüber hinaus sind die Produktionsmitarbeiter auch in der Logistik beschäftigt. Damit stellen sie sicher, dass die Versorgung mit Komponenten und Rohmaterialien für die Produktion funktioniert. Auch stellen sie den Nachschub an Komponenten und Ersatzteilen für die Truppe sicher.
Welchen besonderen Anforderungen stehen die Produktionsmitarbeiter in der Rüstungsindustrie gegenüber?
Die Arbeit in der Rüstungsindustrie ist mit besonderen Anforderungen verbunden. Diese zeigen sich in technischer, qualitativer und gesellschaftlicher Hinsicht. Die Systeme, die die Mitarbeiter herstellen, sind äußerst komplex. Es geht nicht einfach darum, eine Wirkung zu erzielen. Es muss eine Feindwirkung unterbunden werden und die feindliche Abwehr der eigenen Wirkung durchbrochen werden, um das gewünschte Ziel zu erreichen. In anderen Worten, eine Panzergranate muss in der Lage sein, einen feindlichen Panzer auszuschalten, während die eigene Panzerung in der Lage sein muss, der feindlichen Panzergranate standzuhalten. Das heißt, es gibt ein ständiges Wettrennen zwischen angestrebter Wirkung und dem Gegenmittel.
Die qualitative Herausforderung zeigt sich in vielerlei Hinsicht. Hochleistungsfähige Systeme müssen die feindliche Abwehr überwinden, feindliche Wirkmittel stoppen oder zumindest deren Wirkung einschränken, und das alles zu günstigen Preisen. Das heißt, wer hier einen Fehler macht, ist damit am Ende verantwortlich, dass Menschen sterben. Das geschieht, weil feindliche Waffen die Abwehr durchdringen oder aber eigene Waffen nicht die feindliche Abwehr überwinden konnten und damit der Gegner weiterwirken kann.
Welche Anforderungen gibt es beim Projekt Pluto?
In gesellschaftlicher Hinsicht gilt es verschiedene Anforderungen zu berücksichtigen. So wird eine großartige Wirkung im Ziel angestrebt, doch die Wirkung muss auch zugleich begrenzt sein. Eine unbegrenzte Wirkung, wie zum Beispiel Projekt Pluto schießen weit über das Ziel hinaus. Im Projekt Pluto ging es um einen Marschflugkörper, der mit einem offenen nuklearen Reaktor betrieben wurde. Dieser kann schneller fliegen, als es den meisten anderen Systemen möglich war. Dazu kam eine fast unbegrenzte Reichweite. Die unbegrenzte Wirkung ergab sich daraus, dass dieser Marschflugkörper Wolken von radioaktivem Material auf seinem Flugweg ausstoßen würde, während er nukleare Sprengköpfe zu ihren Zielen brachte. Mit den Sprengköpfen würde er Städte ausradieren und mit seinem Antrieb ganze Landstriche in Einöden verwandeln, praktisch ein Tschernobyl überall dort, wo er Land überquert.
Ein weit weniger dramatisches Beispiel wäre Clustermunition. Dabei stößt ein Trägersystem Submunition aus. Der Träger kann eine Granate, eine Rakete oder eine Bombe sein. Die Submunition besteht aus kleinen Sprengköpfen, die über ein großes Gebiet verteilt wirken. Damit vernichten sie im wahrsten Sinne des Wortes ganze Formationen aus Panzern oder Infanterie. Das ist eindeutig sehr wirkungsvoll. Als Nebenprodukt hinterlassen sie jedoch auch jede Menge nicht-explodierte Sprengmittel, die dann für die eigene Truppe und für Zivilisten eine Gefahr darstellen. In anderen Worten, sie machen ganze Landstriche unbenutzbar. Hier muss also eine Abwägung zwischen der gewünschten Wirkung auch dahingehend stattfinden, wie viel wirklich nötig ist und auf welche Wirkung besser verzichtet wird.
Welche besondere Anforderungen an die Mitarbeiter in der Rüstungsindustrie gibt es?
Aus diesen Besonderheiten der Rüstungsindustrie in technischer, qualitativer und gesellschaftlicher Hinsicht ergeben sich die besonderen Anforderungen an die Mitarbeiter. Sie arbeiten mit Systemen, deren Komplexität oft über all das hinausgeht, was in einem zivilen Betrieb anzutreffen ist. Damit müssen sie ein hohes Maß an technischem Wissen aufweisen. Auch müssen sie verantwortungsbewusst vorgehen, um die nötige Qualität zu erreichen und zugleich eine überschießende Wirkung zu vermeiden.
Die Arbeiten sind daher auch mit strengen Bestimmungen verbunden. Diese dienen der Sicherheit der Mitarbeiter, der Sicherheit der späteren Nutzer der Systeme, der Einhaltung der Qualitätsstandards und der Einhaltung der Anforderungen an die Geheimhaltung. Am Ende sind auch die besten Systeme nutzlos, wenn der Gegner alle Details kennt und sie einfach neutralisieren kann.
- Das heißt für die Mitarbeiter, sie müssen mit Genauigkeit und Sorgfalt vorgehen. Sie müssen sich ihrer Verantwortung bewusst sein und sie müssen Stillschweigen über die Systeme und Abläufe in den Produktionseinrichtungen bewahren.
- Darüber hinaus ist es oftmals notwendig, dass die Produktionsmitarbeiter über ausreichende Sprachkenntnisse verfügen. Sie müssen Anforderungsprofile und Bedienanleitungen zum Beispiel in Englisch verstehen können. Auch müssen sie über ausreichend interkulturelle Kompetenz verfügen, um zum Beispiel gegenüber Käufern aus anderen Ländern mit einem gesunden Maß an Gastfreundlichkeit aufzutreten.
Welche ethische Aspekte aus der Bevölkerung gibt es?
Dazu kommen ethische Aspekte aus der Bevölkerung. Nicht jeder ist mit der Wiederbewaffnung einverstanden. Diejenigen, die dem ablehnend gegenüberstehen, sehen sich durch verschiedene Bereiche der Politik unterstützt. Dazu gehört auch, dass die Rüstungsindustrie dem Kriegswaffenkontrollgesetz unterliegt und die gesamte Politik der Vergangenheit mehr auf Frieden denn als Krieg ausgerichtet war.
Das bedeutet für die einzelnen Arbeitnehmer, dass sie in ihrem sozialen Umfeld eventuell mit Ablehnung oder kritischen Fragen rechnen müssen. Dafür ist es auch oftmals empfehlenswert, dass sich die betreffenden Mitarbeiter in Bezug auf die Politik in Deutschland und die weltpolitische Realität auskennen und solche Fragen beantworten zu können.
Das steigert auch die Herausforderung, die sich die Unternehmen der Rüstungsindustrie gegenübersehen. Sie müssen nicht nur Arbeitskräfte finden, sondern vor allem brauchen sie Arbeitskräfte, die dazu bereit sind, in diesem Feld der Industrie zu arbeiten.
Fazit
Auch in der Rüstungsindustrie bzw. gerade in diesem Industriebereich besteht eine hohe Nachfrage nach Produktionsmitarbeitern. Sie müssen sich jedoch auf einige Besonderheiten in diesem Bereich einstellen. Das beginnt damit, dass hier besonders hohe Anforderungen bestehen. So müssen gesetzliche Vorgaben, komplexe Systeme und ethische Fragen gemeistert werden.
Die Rüstungsindustrie selbst sieht sich dagegen in einem starken Aufwind, der der gegenwärtigen Lage in der internationalen Politik entspricht. Damit sind Waffen und Waffensysteme immer gefragter, sodass die Industrie auf volle Auftragsbücher blickt. Diese beinhalten Bestellungen aus dem Inland und dem Ausland. Dementsprechend müssen Produktionsmitarbeiter neben ihren Kenntnissen im Hinblick auf die Produktion auch Sprachkenntnisse und kulturelle Kompetenz mitbringen.
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